Was die Zukunftstapete will...

Change by design or change by disaster? Wir sind eindeutig für “change by design”. Wir werfen die Netze aus nach Ideen, die diversen Krisen unserer Zeit die Stirn bieten. Die Gestaltung auch künftig möglich machen. Und auch wenn groß geträumt und hoch gehofft wird, sind alle Details der Tapete auch heute schon als kleine Pflänzchen in unserer Gesellschaft vorhanden. Wir haben sie miteinander grafisch verwoben, um sichtbarer zu machen, wo sich neue Wege auftun.
Die Zukunftstapete soll als Inspirationsquelle dienen, und nicht vorgefertigte Antworten liefern. Sie will zum Weiterdenken anregen. Sie ist nicht “die eine Lösung” für unsere lebenswerte Zukunft, denn wir glauben, dass es ganz viele Wege und lebenswerte Zukünfte gibt und braucht.

Hintergrund

Im Hintergrund  der Zukunftstapete sehen wir Wälder, Felder, Flüsse und Siedlungen. Kühe grasen, ein Flugzeug kreuzt den Himmel und Fußball versetzt uns noch immer kollektiv in Ekstase. 

Was hat sich also verändert?

Vieles, wenn man tiefer eintaucht! Wir haben die Herausforderung sportlich angenommen, Klimakrise und Artensterben als Gesellschaft die Stirn zu bieten. Alles, was uns glücklich macht, ernährt oder warm und trocken hält, wurde vom Tropf der fossilen Industrie abgekoppelt. Die Zukunft ist zu 100% erneuerbar. Oder kompostierbar. Wenn beides nicht, dann aber recyclingfähig. Und sie kommt ohne Verschwendung aus, egal ob Lebensmittel oder Rohstoffe.

Seit die Politik begonnen hat, Klimakrise & Co ernst zu nehmen, weiß man woran man ist, egal ob Bürger*in oder Unternehmen. Man fühlt sich gehört und eingebunden in den Wandel, der sich jetzt überall gleichzeitig vollzieht.

Die Landschaft trägt die Handschrift des (klima-)politischen Willens. Das Verkehrs- und Energiesystem wurden klimafreundlich umgebaut. Klima -und Umweltziele werden - egal wo - mitgedacht. Vielen Gebäuden sieht man ihre nachhaltige Bauweise gar nicht an. Und trotzdem sorgen Holz, Stroh und Lehm für den Wohnkomfort der Zukunft.

Vielerorts wurde aus grau grün. Zum Beispiel auf Dächern und Fassaden oder durch die Entsiegelung ehemaliger Parkflächen.

Auch in der Wirtschaft gehen wir neue Wege und stellen mutig Kooperation vor Konkurrenz, weil es damit allen auf lange Frist besser geht. In Industrie und Konsum besinnen wir uns auf das Wesentliche und die “grünen Ersatzprodukte” werden mehr und mehr von der Alternative zum Mainstream.

Wälder, Gärten und Parks sind bunter geworden. Und oft sogar essbar, wie die Beerensträucher an der E-Bushaltestelle, die essbaren Stadtplätze oder "Waldgärten". Wo man hinschaut und hört: es zwitschert, krabbelt und quakt wieder. Vogelschwärme steigen auf. Große "Flurbelebungs"-Aktionen haben Hecken, Bäume, Moore, Mager- und Feuchtwiesen zurück in die Landschaft gebracht. Flüsse wurden vielerorts aus ihrem Korsett befreit. Wir haben gelernt, die Kreisläufe der Natur zu hüten, egal ob Wasser oder Kohlenstoff.

Landwirtschaft ist jetzt regenerativ, bodenschonend und ökologisch. Landwirt*innen  bauen Humus auf und gleichen dadurch Treibhausgasemissionen aus, die durch die Tierhaltung anfallen. Durch neue Ernährungstrends (“planetary health diet”, Regionalität) werden insgesamt weniger Tiere gehalten. Diese dafür besser. Das meiste, was auf unseren Tellern landet, kommt aus der Umgebung.

Ein breites Umdenken und neue Werte haben vieles möglich gemacht. Im “Neuen Humanismus” fühlen wir uns als Teil eines natürlichen Kreislaufs, und nicht getrennt davon - die Natur und die Erde als “Du”, als Gegenüber.

“Time over money” lautet das neue Motto, Überkonsum war gestern. Wir haben gelernt mit dem hauszuhalten, was uns als Weltgemeinschaft zur Verfügung steht. Wir leben dadurch bewusster, solidarischer, sorgenfreier und wesentlich gesünder.

Nicht zuletzt auch, weil der obligate Griff zum Autoschlüssel seltener geworden ist und mehr geradelt, flaniert und gewandert wird. Wer früher unter Flug- und Verkehrslärm gelitten hat, genießt, dass es ruhiger geworden ist und weit nicht mehr so viel gefahren und geflogen wird. Die Entschleunigung ist überall spürbar.

Vordergrund

Ein Motiv, dass ganz zentral für die Zukunftstapete steht, spielt im Vordergrund. In zahlreichen Interviews mit österreichischen Klimapionier*Innen und Wissenschaftler*innen kamen immer wieder Visionsfragmente zur inneren Haltung und zum sozialen Miteinander. Sie beschreiben einen inneren Wertewandel wo es um mehr Achtsamkeit, eine “neue Langsamkeit” und einen “neuen Humanismus” geht. Die Szene im Vordergrund versucht genau diese versteckten Elemente zu verbildlichen:

Eine Frau, die an ihrer Lieblings - “Innehaltestelle” gerade die Umgebung tankt, sitzt ruhig, schaut vom Hügel aus auf die Welt und tut entspannt nichts Erkennbares. Vielleicht meditiert sie, vielleicht nimmt sie mit allen Sinnen wahr oder vielleicht lässt sie einfach ihre Gedanken schweifen.
Sie blickt auf eine Welt voller zukunftsfähiger Lösungen und gesunden Ideen.

Sie spürt deutlich, dass Stress und Hektik, die wir früher gewohnt waren, weitgehend in eine “neue Langsamkeit” umgewandelt sind. Ein Gefühl von Gelassenheit, Achtsamkeit und Genuss im Alltag ist aufgekommen. Wir sind angekommen in uns.

Alle 500 Meter gibt es “Innehaltestellen”, die dazu einladen, eigene Gedanken ruhig werden zu lassen, im Moment zu sein und ins Spüren zu kommen. “Innehaltestellen” sehen unterschiedlichst aus: Eine Windkoje am Wasser mit ätherischen Wald-Düften, ein Hochstand in einem Baumkreis mit Weitblick, eine Bushaltestelle mit klassischer Musik, eingefasst von Beerenhecken,... inspiriert davon und durch den gestiegenen Zeitwohlstand der Drittelgesellschaft  - ⅓ Arbeit, ⅓ Freizeit, ⅓ ehrenamtliches Engagement - passiert der innere Wandel bei immer mehr Leuten, die dadurch auch gleichzeitig gemeinsam die positive Veränderung mitgestalten.

Szenen

Die Kreise fungieren als Lupen und zoomen Details näher heran. Sie erzählen 12 Geschichten aus dieser Welt, sind Bilder mit Zukunft.
Auch wenn die Szenen dadurch “separiert” dastehen, wurden sie doch gemeinsam gedacht und sind eng miteinander vernetzt und verwoben. Zoome dich hinein und lass dich inspirieren, wo es hingehen könnte. Du bist herzlich eingeladen weitere Zukunfts-Bilder und Kreise zu gestalten…

Was man nicht sieht...

In den Schubladen, auf Dachböden und den Waldlichtungen der Zukunftstapete finden sich noch viele weitere Geschichten. Diese haben keinen eigenen Szenen-Kreis bekommen. Jedoch entstehen sicherlich viele Bilder dazu in euren Köpfen… viel Spaß!

Tiere im Waldgärten

In Zukunft werden unsere Nutz und Wildtiere wieder viel mehr in die landwirtschaftlichen Kreisläufe eingebunden: Schweine laufen im Frühling übers freien Feld und lockern durchs umgraben den Boden für die Aussaat auf. Schafe liegen im Schatten der Streuobstbäume und genießen ihren Verdauungsschlaf. Hühner freuen sich über die Gründünger-Pflanzen,  die den Winter über gewachsen sind und bringen ihren Mist in die Gemüsefelder ein. Laufenten fressen die Schnecken, die am Feld sind und legen zusätzlich hin und wieder ein Ei.

Tiere und Pflanzen werden gemeinsam gedacht: Es gibt mehr Agroforstsysteme, Waldgärten, Mischkultur und Diversität in der Landwirtschaft. Tiere werden als Mitarbeiter*innen betrachtet, und nicht in erster Linie als Produkte oder Lebensmittel.

Die Welt aus Kinderaugen

Stell dir für einen Moment eine etwas weiter entferntere und klimafitte Zukunft aus Kinderaugen vor.

Kinder finden eine gestaltbare Welt vor, in der sie sich frei bewegen können und es eingeladen ist, dass sie stundenlang mit anderen Kindern durch den Wald streifen, spielen und die Gegend erkunden. Durchgängige grüne Korridore und Grünflächen, viel weniger Autos und keine synthetischen Gifte in der Natur, machen das sorgenfreier möglich. Frisch gebackene Väter und Mütter können selbstverständlich durch dynamische Karenzmodelle, Familien-Kurzarbeit und Home-Office die ersten Jahre beide viel Zeit mit ihren Kindern verbringen. Vor allem Väter können nun auch mehr da sein.

Die Kinder und Jugendlichen feiern mit der globalen Fridays for Future Bewegung, dass die Kipppunkte im Klimasystem nie erreicht wurden und sich Temperatur wieder stabilisiert hat. Der Klimawandel ist nicht mehr dieses Sorgen bereitende Thema, das die Zukunft verdüstert, sondern ein Beispiel einer globalen Krise, die wir als Weltbevölkerung durch unsere gemeinsamen Bemühungen  erfolgreich durchlebt und bleibend daraus gelernt haben.

Visionskultur leben

Da sich Menschen nie zuvor so viele Gedanken über die Zukunft gemacht haben, etablieren wir ein Gefühl von “Stewardship” - die schöne Verantwortung zu übernehmen, auf das Land, die Region, die Ökosysteme in denen wir leben zu schützen bzw. sogar unterstützen sich zu regenerieren.

Es wird eine große Kraft mit viel Sogwirkung frei, wenn wir geteilte Visionen haben und diese Wirklichkeit werden lassen wollen. In Zukunft werden “Visionen” von den Absätzen, die auf jeder Firmen-Homepage stehen sollten, zu den Ausrichtungen die unser gesamtes Handeln und Sein formen.

Visionskultur wird gelebt: Es gibt Traumabende, wo sich Menschen treffen, um ihre schönsten Bilder zu teilen, wie ihre Region in 100 Jahren sein könnte. Es gibt Visionscafes in denen Leute sich kennenlernen können, um Ideen auszutauschen und sich zusammenzuschließen. Die größeren Ziele in der Politik werden auch gemeinsam und inklusiv, parteiunabhängig entwickelt, indem groß und langfristig gedacht wird.
Die Lust am Mitgestalten der gemeinsamen Zukunft zieht sich durch diese Visionskultur und macht ungeahnte Kräfte frei.

 

Erdfeste feiern - erdfest sein

Es gibt Zeiten im Jahr wo wir ganz viele lokale Erdfeste gleichzeitig feiern. In diesen Zeiten gehen wir vom Machen ins Vernehmen und fangen an zu staunen, wie die Erde eigentlich ständig mit uns kommuniziert. Beglückung pur durch vollkommenes Wahrnehmen und Spüren!

Alles Lebendige ist in unserer Betrachtung vom “Ding” zum “Du” - ein Gegenüber auf Augenhöhe geworden. Wir erfreuen uns am Lebendig-Sein. Diese Erdfeste können ganz unterschiedlich gefeiert werden und aussehen. Gemeinsam haben sie jedoch, dass Leute sich gegenseitig überraschen und einen Raum schaffen wo sie in gegenseitiger Liebe zum Lebendigen sich zum Aufblühen bringen.

Arbeiten der Zukunft

Die Ausbildung und Arbeit, der wir nachgehen ist von Erfüllung und Sinn durchdrungen. Wir machen genau das, was uns richtig Freude bereitet. Wir denken zukünftig statt in “Projekten”, die nur solange funktionieren, solange Geld fließt, mehr und mehr in “Initiativen”, die es eher erlauben, wirklich in Beziehung mit dem zu sein, was es gerade braucht.

Home Office hat ein positives Image im Vergleich zu früher. Nicht die “Faulen” arbeiten von zu Hause sondern es wird geschätzt, wenn jemand von daheim arbeitet und dadurch mehr Zeit für die Familie, den Gemüsegarten und das selbst gebackene Sauerteigbrot hat.
Auch Studieren hat sich weiterentwickelt. Professor*innen laden zu “Walking lectures” ein, wo alle Student*innen gebeten werden an der online Lehrveranstaltung teilzunehmen und dabei einen Spaziergang durch den Park zu machen. Bewegung, frische Luft und Bildung in einem!

Mittlerweile leben wir statt einer “40 Stunden - Woche” in einer “3 Tages Woche”: Die frei werdende Zeit und die dadurch steigende Lebensqualität erhöht auch deutlich die Motivation und Produktivität und schafft mehr Arbeitsplätze.

Zukunftsfähige Wälder

Wir können wieder mehr eine Wald-Subsistenzgesellschaft sein in der wir Wildkräuter kennen und nutzen, Nüsse sammeln, Früchte aus dem Wald genießen, nachwachsendes Baumaterial verwenden und Kleidung aus Holzfasern herstellen. Ein solches designtes Waldgarten-System,erhält und regeneriert sich nach einigen Jahren selbst und produziert und floriert im Überfluss.
Es gibt keine Wiesen- und Fichtenmonokulturen mehr. Die klimatischen Veränderungen sorgen sowieso dafür, das Fichten in den nächsten Jahrzehnten bis auf Höhenlagen verdrängt werden. Bis zu dieser Höhe gedeihen aber vielfältigste Obst-, Nuss- und Wildobstgehölze die ein wichtiger Bestandteil von diesen neuen resilienten Regionen sind. Auf den Stämmen der Bäume ranken Weintrauben, Kiwis und Bohnen hinauf und sorgen für Nutzung auf mehreren Ebenen.
Wir wohnen trotzdem in modernen Strohballen-, Lehm-, Holzhäusern oder im Sommer auch gerne in offenen Baumhäusern und Jurten.
Es werden “Bäume für die Zukunft” gepflanzt: auf allen Grünflächen, die nicht “genutzt” werden, auf allen öffentlichen Spielplätzen, in Schulen, als Alleen, entlang von Straßen. Ziel ist die CO2-Speicherung, Selbstversorgung, und mikroklimatische Verbesserung von besiedelten Gebieten, und Begegnungsräume zu schaffen, wo Leute rund um diese Bäume zusammenkommen. Patenschaftsmodelle ermöglichen die langfristige Pflege und steigern die Wertschätzung und emotionale Verbindung zu den Bäumen. Infolge davon steigt auch die Wertschätzung und Identifikation zur Region und infolge daraus auch zur Natur.
Natur wird nicht mehr als etwas fremdes da draußen, nicht mehr als Ding sondern als Teil von uns, als lebenswichtiges Gegenüber, als “Du” wahrgenommen! Diese unglaubliche Veränderung löst aus, dass wir Dinge oder Verhalten, die der Natur also folglich uns selbst schaden, natürlich nicht mehr machen/produzieren/nutzen. Die Erde kann aufatmen und wir haben einen Weg gefunden, gut in Einklang und tiefer Verbindung mit ihr zu leben.

 

Das Museum für angewandte (Zukunfts)kunst

Es gibt ein Museum für angewandte Zukunftskunst - das MAZK. Dort kann man verschiedenste zukunftsfähige und klimafitte Lösungen bewundern und bekommt alle Tools in die Hand um sofort einen nachhaltigeren Lebensstil zu starten. In den verschiedenen Räumen werden verschiedenste Bereiche des Lebensstils dargestellt: vom Badezimmer mit Regenwasser Klospülung, über Do-it-yourself Bauanleitungen für Kleinwindräder und eine alternativen Reiseplattformen. Man erlebt mit allen Sinnen welche ökologischen Auswirkungen mein aktuelles Verhalten hat und wie mein ökologischer Fußabdruck durch den Umstieg von ein, oder mehreren Gewohnheiten im Lebensstil verringert wird. Auch der ökologische Handabdruck, die positiven Spuren, die ich durch bewusste Entscheidungen hinterlasse, werden erlebbar.

Ein solcher Ort der Inspiration, auch die Kultur und Gastronomie, leben von der neuen Diversität in der Gesellschaft.

Lastenrad_Szene